Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchte die 10c im Januar 2013 die ehemalige und durch die Vorkommnisse in der NS-Zeit berüchtigt gewordene Polizeiwache "Steinwache". Eine Schülerin berichtet:
Die Preußische Polizeiwache (Untersuchungswache) an der Steinstraße, die Steinwache, entstand 1906 als Sitz des für die nördliche Innenstadt zuständigen 5. Polizeireviers.
1926/1927 wurde das ursprüngliche Jugendstilgebäude erweitert. Im Stil der Neuen Sachlichkeit wurden neben der ursprünglichen Wache ein 5-stöckiger Verwaltungs- und ein ebenfalls 5-stöckiger Gefängnisbau errichtet, die zusammen mit dem Verbindungstrakt dazwischen und einer Mauer umschlossen. Das Gefängnis, die heutige Gedenkstätte Steinwache, war ab 1928 bezugsfertig und gehörte zu den modernsten Gefängnissen Deutschlands. Bis 1933 wurde dort nur Untersuchungshaft verbüßt.
Ab 1933 nutzte, wie überall im Deutschen Reich, die neu gegründete Geheime Staatspolizei, die sogenannte Gestapo, die Einrichtungen der „normalen“ Polizei, und so wurde die Steinwache bald nicht nur zum Gefängnis für die von der Gestapo verfolgte politische Opposition der Nationalsozialisten, sondern auch Ort brutaler Verhöre und Folterungen.
Das häufig stark überbelegte Gefängnis war darüber hinaus für viele Insassen nur Durchgangsstation auf ihrem Weg in ein Konzentrationslager. So wurde zum Beispiel auch ein großer Teil der männlichen jüdischen Bevölkerung Dortmunds im R ahmen der Progromnacht vom 09. auf den 10. November 1938 von der Gestapo zunächst in die Steinwache und anschließend in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt (ca. 100 Menschen starben).
Es wurden viele Menschen aus Polen direkt nach dem Aufenthalt und dem Verhör in der Steinwache zur Exekution gebracht.
Insgesamt waren zwischen 1933 und 1945 bis über 66.000 Menschen aus dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg, für dessen Überwachung
die Dortmunder Gestapo-Stelle zuständig war, in der Steinwache inhaftiert. Viele derjenigen, die noch gegen Kriegsende inhaftiert
waren, wurden von der Gestapo im Rahmen der Kriegsendphasenverbrechen im Süden Dortmunds im Rombergpark und in der Bittermark umgebracht,
woran bis heute das Mahnmal Bittermark erinnert.
Trotz der fast kompletten Zerstörung der Innenstadt blieb die Steinwache zum größten Teil unbeschädigt und wurde nach Ende des
Krieges zunächst nur polizeilich weitergenutzt.
Das Verwaltungsgebäude war bis 1976 die Dienststelle des Schutzbereichs Nord der Polizei in Dortmund. 1959 wurde das Dortmunder
Polizeigefängnis in das neue Polizeipräsidium an der Hohen Straße/Markgrafenstraße verlegt und das alte Gefängnis wurde von 1961 bis
1986 als Schlafunterkunft für Obdachlose umfunktioniert. In den 80-er Jahren war der gesamte Gebäudekomplex lange Zeit vom Abriss bedroht.
Nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten konnte das Verwaltungsgebäude durch die Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen genutzt werden,
während aus der ehemaligen „Hölle von Westdeutschland“ die „Mahn- und Gedenkstätte Steinwache“ wurde.
Zur Zeit findet dort die Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933 – 1945“ statt.
Zu den ehemaligen Inhaftierten der Steinwache zählt unter anderem Fritz Henßler. Zuvor war er neun Jahre im Konzentrationslager und wurde danach für ca. drei Jahre in das Untersuchungsgefängnis geschickt. Später starb er an den physischen Folgen des Konzentrationslagers.
Weiter weiß man von einer Frau Koch. Sie wurde ins Gefängnis geschickt, weil sie verbotenerweise Geld gesammelt hatte, denn das durften nur Beauftragte oder Angehörige der NS. Haben andere Personen dies getan, wurden sie verhaftet. Damals war Frau Koch 30 Jahre alt und verbrachte auch nur fünf Tage im Gefängnis. Nach verbüßter Haft war Frau Koch so schlau, dass sie untertauchte und nie wieder gesehen wurde. Außerdem weiß man, dass Kardinal Johannes Joachim Degenhardt, der spätere Erzbischof von Paderborn, im Jahr 1941 in der Steinwache inhaftiert war.
Zwei weitere Fakten zur Steinwache:
Der Raum, in dem die Museumsangestellte uns etwas zur Steinwache erzählt hat, diente vor der NS-Zeit als Wohnung für den Gefängnisleiter.
Außerdem hatten die Verzierungen an den Türen der Gefängniszellen Ähnlichkeit mit einem Hakenkreuz, doch diesen Vergleich hörte die Museumsangestellte
gar nicht gerne, da er zufällig ist!
Hinsichtlich der Judenverfolgung in Dortmund wurde uns auch noch Folgendes erzählt:
Die Synagoge, die von den Nationalsozialisten abgerissen wurde, stand damals auf dem heutigen Vorplatz des Opernhauses. Und einer der NS-Angehörigen,
der den Abriss der Synagoge leitete, wohnte genau gegenüber der Synagoge und hatte so immer den genauen Blick auf die Arbeiter und ihre Aufgabe.
In der Progromnacht wurde alles zerstört, was die Juden besaßen. Zu der Progromnacht kam es, da der Propagandaminister Goebbels einen angeblich spontanen „Ausbruch des Volkszorns“ organisierte. Daraufhin zündeten SS und SA Synagogen, Geschäfte und Wohnungen der Juden an. Bei diesem Anschlag kamen ca. 100 Menschen ums Leben und ca. 30.000 jüdische Männer wurden ohne Urteil verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen geschickt.
Außerdem haben wir auch eine „Wohnzelle“ besichtigt, in der lediglich ein Bett, ein Tisch, ein kleiner Hocker und eine Toilette mit Wasserspülung standen. Das Beeindruckendste war, als uns die Museumsmitarbeiterin erzählte, dass in einem 4-Personen-Raum bis zu 13 Personen schlafen mussten. Es gab eine Liste und derjenige, der als Erster auf der Liste stand, durfte – falls vorhanden – im Bett schlafen. Der Zweite auf der Liste durfte auf dem Tisch schlafen, falls es überhaupt einen gab, und so weiter. Der 13. und Letzte musste sich schließlich um die Toilette herum legen.